Begriffsanalyse Material

Als Kosteningenieur bin ich bei Calculated im Rahmen der Programmierung des Smart Cost Calculators für die Konzeptionierung zuständig.

Bevor Benjamin und Paul aktiv werden können, arbeite ich ein Konzept aus. Auf dessen Grundlage diskutieren wir, nehmen Anpassungen vor, bauen einen MVP (Minimal Viable Product) und zeigen den MVP unseren Entwicklungspartnern, um Feedback einzuholen und einzuarbeiten.

Dabei sehe ich mir Begriffe und Bedeutungen ganz genau an. Unser Ziel ist es nämlich, die Software für jeden so verständlich wie möglich zu gestalten.

Dafür recherchiere ich in der Literatur unterschiedlicher Disziplinen als auch im Internet. Wie so etwas aussieht, zeige ich euch am Beispiel Material.

Einleitung, Ziel- und Aufgabenstellung

Wenn wir kalkulieren, brauchen wir Materialien, oder …

…doch eher Werkstoffe…

…oder Rohstoffe…

…Halbzeuge, Grundstoffe, Verbrauchsstoffe?

Sicher ist, dass wir das, was in einen Prozess hineingeht, verarbeitet und letztendlich verkauft oder weiterverarbeitet wird, benennen müssen.

Das Einfachste wäre, wenn es dafür einen einzigen Begriff gibt. Einen Oberbegriff unter dem der größte Teil von uns dasselbe versteht.

Und das ist ja letztendlich mein Ziel. Wir wollen das jeder den Calculator gut versteht und ich möchte, dass jeder den Cost Down Guide gut versteht.

Meine These, welche es zu bestätigen oder zu widerlegen gilt, lautet:

·       Unter Material im Kontext der Produktherstellung kann sich fast jeder etwas vorstellen, weswegen der Begriff so gut wie niemanden beim Nutzen einer Software oder lesen eines Buches ausgrenzt

·       Material ist als Oberbegriff gut geeignet, weil im Kontext der Produktherstellung damit alles (z.B. Rohstoffe, Halbzeuge, Verbrauchsstoffe u.a.) in Verbindung gebracht wird, dass für die Produktion benötigt wird.

Die Ziele des vorliegenden Blogartikels lauten:

  •   Identifizierung aller Begriffe die synonym (gleiche oder ähnliche Bedeutung) zum Begriff Material verwendet werden können.

  • Bestätigung oder Wiederlegung der These, dass der Begriff Material, vor allem im Kontext der Produktherstellung und Kostenkalkulation, allgemeinverständlich ist.

  • Bestätigung oder Wiederlegung der These, dass der Begriff Material als Oberbegriff Verwendung finden kann

  • Erarbeitung eines Begriffssystems, welches ausgehend von einem zusammenfassenden Oberbegriff, die gefundenen Begriffe einordnet und allgemeinverständlich ist.

Meine Recherche zum Begriff Material seiner Bedeutung, Synonyme und etwaiger Hierarchien (Unterteilung des Begriffs) beginnt bei der Basis, der deutschen Sprache, und erstreckt sich über ausgewählte Fachliteratur aus den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften, spezieller des externen Rechnungswesens und noch spezieller der Buchhaltung.

Material im Kontext der deutschen Rechtschreibung (Duden)

Es wird mit der Identifizierung aller Synonyme für den Begriff Material begonnen.

Material und seine Synonyme

Synonym bedeutet, dass ein Wort mit einem anderen Wort oder einer Reihe von Wörtern von gleicher oder ähnlicher Bedeutung austauschbar ist. Dabei ist der Zusammenhang, in welchem sie ausgetauscht werden, relevant.

Als Ausgangspunkt für die Recherche im Duden wurde der Begriff Material ausgewählt. Es wurden die aufgeführten Synonyme aufgeschrieben. Dann wurde für die notierten Synonyme die Synonyme ermittelt und ebenfalls aufgeschrieben. Das wurde für alle Synonyme gemacht. Die Recherche wurde gestoppt, wenn sich das Synonym zu weit vom Materialbegriff im Kontext der Produktherstellung und Kalkulation entfernt.

Bei dieser Analysemethode bei der von einem Begriff ausgehend alle Synonyme aufgeführt werden, ergibt sich, wie in Abbildung 1 zu sehen, ein Netzwerk.

Abbildung 1: Synonyme für den Begriff Material und deren Synonyme
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf der Recherche im Duden

Auf das Aufführen der synonyme für Äther wurde in Abbildung 1 beispielsweise verzichtet. Für Äther gibt es laut Duden vier Synonyme. Firmament, Himmel, Luft und Materie. Materie ist bereits ein Begriff aus der Physik und Chemie und voraussichtlich den meisten von uns eher durch Reportagen (Dunkle Materie) oder Sci-Fi Filmen (Star Trek) bekannt. Materie bringen wir sehr wahrscheinlich nicht mit Material im Kontext der Produktion von Produkten und deren Kalkualtion in Verbindung. Entfernen wir uns weiter und sprechen von Äther, was aus der griechischen Philosophie stammt, fällt es immer schwerer, ist es unmöglich bzw. braucht es sehr viel Fantasie, um einen Zusammenhang zum Ausgangswort Material und dem Kontext der Produkterzeugung und Kalkualtion herzustellen.

Das Netzwerk macht deutlich, dass es auf den Zusammenhang bzw. Kontext ankommt, in dem das Wort benutzt wird. Sowohl Synonyme 1.-Grades (Material -> Materie; Entfernung im Netz = 1) als auch Synonyme 2.- oder höheren Grades (Werkstoff -> Grundstoff -> Urstoff; Entfernung im Netz = 2) können kaum sinnvoll mit dem Kontext Produkt und Kalkualtion zusammengebracht werden. Ein Austausch des Wortes Material gegen das Wort Urstoff im Kontext der Kostenkalkulation trägt sehr wahrscheinlich nicht zum besseren Verständnis bei.

Andersrum gibt es Synonyme 1- oder höheren Grades, bei denen ein Tausch möglich ist.

Beispiel Synonym 1 Grades: Material -> Werkstoff oder Material -> Rohstoff
Beispiel Synonym 2 Grades: Material -> Rohstoff -> Ausgangsmaterial

Wenden wir den Kontext auf das Netzwerk an Synonymen in Abbildung 1 an können wir einige Wörter ausschließen, welche nicht zum Kontext der Produktherstellung und Kostenkalkulation passen. Achtung! Dieses Vorgehen ist subjektiv, auch, wenn ich die Abgrenzung nach bestem Wissen und Gewissen durchführe.

Abbildung 2: Synonyme für den Begriff Material und deren Synonyme und subjektive Abgrenzung kontextferner von kontextnahen Begriffen
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf der Recherche im Duden

Das Kontextargument ist nicht objektiv da ich für den vorliegenden Blogartikel keine repräsentative Umfrage durchgeführt habe und die Abgrenzung auf Basis meiner persönlichen Einschätzung beruht.

Wir haben nun einen ersten Überblick bekommen und das Ziel, alle Synonyme zum Begriff Material zu ermitteln, erreicht.

Das Feld der Synonyme, die als Oberbegriffe für eine allgemeinverständliche Software und den Cost Down Guide in Frage kommen ist immer noch groß und die erste Überlegung einer Abgrenzung subjektiv, nicht wissenschaftlich genug und damit angreifbar.

  • Wir werden weitere Entscheidungskriterien einbeziehen und versuchen die Objektivität zu erhöhen

Wortlänge, Worthäufigkeit, Anzahl der Bedeutungen

Im Folgenden führen wir drei Kriterien ein, welche dem Duden entnommen werden können, auf Statistik beruhen und ein gutes Fundament für eine objektive Betrachtung darstellen.

Wir werden eine Gruppe von Wörtern miteinbeziehen, die nicht zum Synonymnetz von Material gehören aber aus Fachliteratur zum Thema stammen und beobachten, wie Wörter aus dieser Gruppe bei der Bewertung abschneiden.

Wortlänge

Die Wortlänge soll im folgendem dazu dienen zu bewerten, ob ein Wort schwer oder einfach zu verstehen ist. Dies folgt der Annahme, dass kurze Wörter einfach zu verstehen und lange Wörter schwierig zu verstehen sind.

Diese Annahme hat ihre Grenzen. In Abbildung 1 haben wir gesehen, dass Äther ein kurzes Wort ist aber aus der Fachsprache der griechischen Philosophie stammt. Es ist nicht schwierig zu verstehen, weil es kurz ist, sondern weil es ein Fachbegriff ist. Dazu kommt, dass es für unsere Belange kontextfern ist und aus diesem Grund für die weitere Betrachtung auszugeschlossen wurde.

In Abbildung 3 ist ein Histogramm zu sehen, wie viel Wörter mit welcher Anzahl an Buchstaben sich in unserer Wortsammlung befinden.

Abbildung 3 Histogramm mit Anzahl der Buchstaben auf der X-Achse und Anzahl der Wörter, welche dem jeweiligen Bereich (3 bis 10 Buchstaben, ab 10 bis 17 Buchstaben, mehr als 17 Buchstaben) zugeordnet sind, auf der Y-Achse
Quelle: Eigene Darstellung

Worthäufigkeit

Die Worthäufigkeit ist eine vom Duden aus einer Textdatenbank ermitteltes Ranking auf einer Skala von 1 bis 5. 5 bedeutet, dass das Wort durchschnittlich mehr als 1000-mal in einer Million Wortformen des Dudenkorpus vorkommt, während 1 bedeutet, dass das Wort seltener als einmal in einer Million Wortformen des Dudenkorpus vorkommt.

Die Annahme für uns soll die sein, dass ein Wort mit hoher Worthäufigkeit mehr Menschen bekannt sein sollte.

Die Bewertungsskala soll dem Ranking des Duden entsprechen. Wenn die Worthäufigkeit 1 beträgt, vergeben wir einen Punkt. Beträgt die Worthäufigkeit 5 vergeben wir 5 Punkte.

Für Material, Grundmaterial, Gut und Repetierfaktor gibt der Duden keine Häufigkeit an, weswegen eine 0 eingetragen wird.

Anzahl der Bedeutungen

Der Duden zählt die Bedeutungen eines Wortes. Für uns soll gelten, dass ein Wort, welches nur eine Bedeutung besitzt, sehr konkret ist und sich eher nicht für einen Oberbegriff eignet. Rohstoff hat beispielsweise nur eine Bedeutung. Sehr viele Bedeutungen, wie z.B. bei Element (9 Bedeutungen), eignen sich jedoch auch nicht als Oberbegriff da das Wort so allgemein ist, dass der Leser Schwierigkeiten haben, könnte das Wort im Kontext einzuordnen und zu verstehen.

Abbildung 4 Histogramm mit Anzahl der Bedeutungen auf der X-Achse
und Anzahl der Wörter, welche dem jeweiligen Bereich (0 bis 3 Bedeutungen, ab 3 bis 6 Bedeutungen, ab 6 bis 9 Bedeutungen) zugeordnet sind,
auf der Y-Achse
Quelle: Eigene Darstellung

Es sollen die Wörter eine bessere Bewertung bekommen, die nicht zu wenige und nicht zu viele Bedeutungen haben. Wörter mit 0 bis 3 Bedeutungen sollen 2 Punkte bekommen. Wörter ab 3 bis 6 Bedeutungen sollen 3 Punkte bekommen. Und Wörter ab 6 Bedeutungen bekommen 1 Punkt. Mit der Skala werten wir sehr allgemeine Wörter ab, geben Wörtern mit wenigen Bedeutungen eien Chance und werten die Wörter am stärksten die im Mittelfeld liegen.

In Abbildung 5 ist die vollständige Bewertungstabelle zu sehen.

Abbildung 6 Bewertung des Materialbegriffs, seiner Synonyme und kontextnaher Wörter ohne subjektive Bewertung der Kontexnähe
Quelle: Eigene Darstellung

Die Bewertung der Wortlänge, Worthäufigkeit und Wortbedeutungen mit den zuvor definierten Bewertungsskalen bleibt gegenüber der Bewertung inklusive der subjektiven Bewertung der Kontextnähe identisch.

Es werden die Wörter berücksichtigt, die in der Spalte Bewertung 2 ein Punktezahl größer 10 erreicht haben. Dies entspricht einer Reduktion um 80%. Von 37 Wörtern bleiben 7 Begriffe die als Oberbegriffe in die nähere Auswahl kommen.

Gegenüber dem Bewertungsdurchlauf inklusive der Einschätzung ob Kontextnähe gegeben ist oder nicht, muss sich das Wort Produkt nun den ersten Platz mit dem Wort Medium teilen. Auf den Plätzen 2 und 3 ändert sich nichts. Platz 2 teilen sich mit 12 Punkten die Wörter Substanz und Stoff. Platz 3 teilen sich Rohstoff, Ressource und Bauteil.

Zwischenfazit

Beide Bewertungsmodelle, sowohl das Basismodell inklusive subjektiver Einschätzung der Kontextnähe als auch das Modell ohne subjektive Einschätzung der Kontextnähe, widerlegt die These, dass Material ein geeigneter Oberbegriff ist. Das Ergebnis beider Systeme weicht nur minimal ab.

Zudem wurden Wörter in die Bewertung mit aufgenommen, welche nicht zum Synonymnetzwerk des Begriffes Material gehören. Hier konnte sich das Wort Produkt als Oberbegriff durchsetzen.

Das Ergebnis der Analyse ohne Bewertung der Kontexnähe ist, dass sowohl Medium als auch Produkt bessere Oberbegriffe als Material sind. Mit 9 Punkten ist Material gegenüber Medium und Produkt mit jeweils 13 Punkten relativ weit abgeschlagen. Das liegt daran, dass der Duden keine Worthäufigkeit für Material angibt, wodurch diese innerhalb unseres Bewertungssystems mit 0 bewerten wird. Medium und Produkt hat eine Worthäufigkeit von 4. Eine Worthäufigkeit von 4 entspricht einem Vorkommen im Dudenkorpus von 100 Wörtern bei 1.000.000 Wörter. An jeder 10.000sten Stelle steht also Produkt oder Medium. Der genaue Grund, warum der Duden keine Angabe bzgl. der Worthäufigkeit in Bezug auf das Wort Material macht, wurde per E-Mail angefragt. Angemerkt werden muss, dass der Duden selbst schreibt, „…[dass] die Worthäufigkeit […] nicht der Bekanntheit eines Wortes […] oder dessen Frequenz im gesamten Sprachgebrauch“ entspricht. Unsere Annahme widerspricht dem zu 100%. Werfen wir die Häufigkeit, indem wir Sie auf 0 setzten, als Kriterium raus, gibt es einen 1.-Platz den sich Material, Substanz, Medium, Stoff, Produkt und Gut teilen.

Es stellt sich die Frage wie zielführend die geschaffene Analysemethode ist. Schließen wir, wie eben durchgespielt, die Worthäufigkeit als Kriterium aus dann liegen die Bewertungen für 95% der Wörter bei 7 bis 9 Punkten. Die Ergebnisse liegen sehr nah beieinander und hängen von nur noch zwei Kriterien, der Wortlänge und der Anzahl an Bedeutungen, ab, wodurch die Aussagekraft schwindet.

Widmen wir uns dem geschaffenen Bewertungssystem. Welche Schwachstellen weist unser Bewertungssystem auf bzw. was muss betrachtet und eventuell optimiert werden?

Verbesserung:

  • Kriterien auf den Prüfstandstellen (Definitionen abgleichen)

  • Anzahl der Kriterien ausreichend für ein Bewertungsmodell?

  • Wort- und Begriffsrecherche ausweiten, um Wortpool zu erhöhen

  • Gewichtungen prüfen (z.B. Skala 1 bis 5 mit den 1 zu 3 Skalen)

  • Feinere Aufgliederung der Histogramme, um höhere Differenzierung zwischen den Wörtern zu erreichen. Punktesystem müsste z.B. von 1 bis 3 auf 1 bis 5 angepasst werden.

  • Einsatz von Tools und Methoden aus der Textforschung prüfen

  • Analyse nur basierend auf den Wortdefinitionen und Abgleich mit den bisherigen Erkenntnissen

Das Ziel die Synonyme des Materialbegriffs zu identifizieren, wurde durch den vorliegenden Abschnitt des Blogbeitrags erfüllt. Ziel zwei und drei sollten auf Grund der möglichen Schwachstellen offenbleiben und weiter untersucht werden. Ziel Nummer vier, die Erarbeitung eines Begriffssystems war nicht Fokus des vorliegenden Abschnitts.

Material im Kontext seiner Begriffsdefinition

Im Folgenden soll, die im bereits erstellten Synonymnetz enthaltenen Wörter anhand Ihrer Definition im Duden verglichen und analysiert werden, um weitere Erkenntnisse zu generieren.

Nach derzeitigem Stand wäre die These, dass Material im Kontext der Produktherstellung und Kalkulation als Oberbegriff genutzt werden sollte durch das Bewertungssystem widerlegt. Die kritische Diskussion hat jedoch gezeigt, dass das Bewertungssystem einen guten Anfang darstellt, allerdings auch Schwächen hat.

Wir nähern uns den eingangs definierten Hypothesen von einer anderen Seite.

Wir betrachten die Wörter aus dem Synonymnetzwerk des Begriffs Material und die zusätzlich gefunden Wörter, die nicht im Synonymnetzwerk enthalten sind.

Für jedes Wort wird die Definition laut Duden aufgeführt. Dann findet eine Einordnung des Wortes statt. Letztendlich wird dem Wort ein Rang im Begriffssystem Material zugeordnet.

Es wird geprüft, ob ein anderer Begriff das Wort Material ablöst, und es wird am Ende der Betrachtung ein Begriffssystem visualisiert.

Folgende Kriterien soll das Begriffssystem erfüllen:

  • Minimalprinzip: So wenig Wörter, wie möglich; flache Hierarchien = so wenig wie möglich Ebenen

  • Allgemeine Verständlichkeit: Fachwörter meiden, Assoziation mit dem Kontext Produktherstellung und Kalkulation wahrscheinlich

Begriffe innerhalb des Synonymnetzwerks von Material

Material

Definition:
Stoff, Werkstoff, Rohstoff, aus dem etwas besteht, gefertigt wird. [1]

Einordnung:
Umgangssprachlich. Allgemeinverständlich. Assoziation wahrscheinlich.

Rangfolge:
Oberbegriff (Ebene 1)

Rohstoff

Definition:
Für eine industrielle Be-, Verarbeitung geeigneter oder bestimmter Stoff, den die Natur liefert. [2]

Einordnung:

Begriff ordnet sich dem Oberbegriff Material unter, weil er „nur“ eine Gruppe an Materialien beschreibt,
die aus der Natur kommen.

Beispiel:
Holz, Stein, Kohle u.a. Sammelbegriff, für alle Stoffe die die Natur liefert. Dieser Gruppe von Materialien einen Sammelbegriff zu geben ist für Analysezwecke und auf Grund der deutlichen Unterschiedlichkeit zu anderen Materialien sinnvoll.

Rangfolge:
Dem Oberbegriff Material untergeordnet. (Ebene 2)

[1] https://www.duden.de/node/94590/revision/415749

[2] https://www.duden.de/node/122791/revision/483339

Substanz

Definition:      
Stoff, Materie [3]

Einordnung:
Beispiel im Duden: eine flüssige, gasförmige, chemische Substanz

Zu allgemein. Kontextfern. Ordnet sich dem Oberbegriff Material unter. Assoziation mit Chemie und Physik. Dachsprache.

Ist Sammelbegriff für alle Stoffe: Holz, Wasser, Chlor, Gold, Eisen, Aluminium, Kunststoffe, Kleiderstoffe, Glas, Dioxine, PCB, FCKW, Pestizide, Basen, Säuren, Salze, Filterstäube u.a.

Die Begriffe, wie Rohstoff, Hilfsstoff oder Betriebsstoff umfassen auch Substanzen. Das wird deutlich, wenn die Definition vom Wort Stoff herangezogen wird. Eine Substanz kann mit einem Soff von der Definition her gleichgesetzt werden. Stoff wurde als zu allgemein, kontextfern und da er konkreter in Begriffen wie Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoff vorkommt, ausgeschlossen.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Werkstoff

Definition:      
Substanz, [Roh]material, aus dem etwas hergestellt werden soll. [4]

Einordnung:
Begriff wirkt handwerklich geprägt. Das Werk in dem ein Stoff verarbeitet wird. Auf Grund Definition Synonym zu Material. Soll für Reduktion zu Gunsten Material zurückgestellt werden.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Materie

Definition:
Rein Stoffliches als Grundlage von dinglich Vorhandenem; stoffliche Substanz. [5]

Einordnung:
Laut Duden bildungssprachlich. Beispiel: organische Materie. Weitere Bedeutungen Fachsprachlich: Kernphysik, Philosophie. Fachsprache führt zum Ausschluss von Menschen. Dazu Kontextfern.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Äther

Definition:      
Weite, Raum des Himmels [6]

Einordnung:
Laut Duden gehobener Sprachgebrauch. Weiterer Bedeutung Fachsprachlich: griechische Philosophie. Fachsprache führt zum Ausschluss von Menschen. Dazu Kontextfern.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

[3] https://www.duden.de/node/177040/revision/544331

[4] https://www.duden.de/node/204375/revision/556861

[5] https://www.duden.de/node/94617/revision/1226943

[6] https://www.duden.de/node/3210/revision/1456652

Hyle

Definition:
Stoff, Materie; (nach Aristoteles) formbarer Urstoff [7]

Einordnung:
Fachsprachlich Philosophie. Fachsprache führt zum Ausschluss von Menschen. Dazu Kontextfern.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Medium

Definition:
Träger bestimmter physikalischer, chemischer Vorgänge; Substanz, Stoff [8]

Einordnung:
Laut Duden in der Physik und Chemie gebraucht. Fachsprache. Zum Beispiel ein gasförmiges Medium. Sauerstoff, Methan,
Kohlenstoffdioxid. Oder Hydrauliköl als Kraftübertragendes Medium. Öl = Betriebsstoff.

Solche Medien werden, wenn Sie zur Herstellung eines Produkts verwendet werden, explizit genannt. Daher keine Verwendung als Oberbegriff bzw. Sammelbegriff oder Unterbegriff sinnvoll. Fachsprache führt zu Ausschluss. Dazu Kontextfern.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Partikel

Definition:
Sehr kleines Teilchen von einem Stoff [9]

Einordnung:
Laut Duden Fachsprachlich. Beispiel: Radioaktive Partikel.

Diese kleinste Einheit macht im Kontext der Produktion keinen Sinn.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Teilchen

Definition:
Sehr kleines Teilchen von einem Stoff [10]

Einordnung:
Diese kleinste Einheit macht im Kontext der Produktion keinen Sinn.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Korpuskel

Definition:
kleinstes [atomares] Teilchen [11]

Einordnung:
Laut Duden in der Physik gebraucht.

Diese kleinste Einheit macht im Kontext der Produktion keinen Sinn. Fachsprache führt zu Ausschluss. Dazu kontextfern.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen


Ausgangsmaterial

Definition:
Material, das als Grundlage für die Herstellung eines Produkts, für die Erarbeitung einer Konzeption o.Ä. verwendet wird [12]

Einordnung:
Definition passt gut zum Kontext und liefert nochmals eine Einordnung mit.

Material ist kürzer und reicht aus da Material im Kontext der Produktherstellung nicht das fertige Produkt ist, sondern für die Herstellugn benötigt wird. Aus diesem Grund überflüssig.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

[7] https://www.duden.de/node/69332/revision/1314786

[8] https://www.duden.de/node/95119/revision/1328101

[9] https://www.duden.de/node/108747/revision/1319914

[10] https://www.duden.de/node/180573/revision/1418136

[11] https://www.duden.de/node/83099/revision/1413270

[12] https://www.duden.de/node/10686/revision/1393196

Grundstoff

Definition:
Rohstoff, Rohmaterial (als Ausgangsmaterial besonders für die weiterverarbeitende Industrie) [13]

Einordnung:
Beispiel: Kohle, Erz

Grundstoff wird gut verstanden. Rohstoff oder Rohmaterial ist wahrscheinlich umgangssprachlicher.

Da kein Verlust durch Tausch der Wörter Entscheidung zu Gunsten Rohstoff bzw. Rohmaterial.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Naturstoff

Definition:
In der Natur vorkommende pflanzliche, tierische oder mineralische Substanz [14]

Einordnung:
Ist in der Definition des Rohstoffs enthalten. Da Rohstoff umgangssprachlicher ist aus Betrachtung entfernen.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Stoff

Definition:
In chemisch einheitlicher Form vorliegende, durch charakteristische physikalische und chemische Eigenschaften gekennzeichnete Materie; Substanz. [15]

Einordnung:
Sehr allgemein. Viele Bedeutungen. Kontextfern.

Stoff in konkreteren Wörtern, wie Rohstoff, Betriebsstoff oder Verbrauchsstoff enthalten. Diese Konkreteren Wörter helfen bei der Strukturierung, Zuordnung und Bildung von Gruppen zur Analyse. Sie ordnen sich jedoch dem Begriff Material unter und dienen als Sammelbegriffe.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen


Ressource

Definition:
natürlich vorhandener Bestand von etwas, was für einen bestimmten Zweck, besonders zur Ernährung der Menschen und zur wirtschaftlichen Produktion, [ständig] benötigt wird [16]

Einordnung:
Ressourcen könnten einen Oberbegriff darstellen, unter dem sich der Begriff material unterordnen muss. Ressourcen können Rohstoffe (Erz) als auch Maschinen sowie Geldmittel sein. Aus diesem Grund ist Ressource als Ersatz für Material als Oberbegriff als auch als untergeordnetes Wort ungeeignet.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Grundmaterial

Definition:
Nicht im Duden gelistet

Einordnung:
Grundmaterial wird gut verstanden. Rohmaterial ist vorr. umgangssprachlicher.

Da kein Verlust durch Tausch der Wörter Entscheidung zu Gunsten Rohstoff bzw. Rohmaterial und Material.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Ausgangsstoff

Definition:
Stoff, Material als Grundlage für ein bestimmtes Produkt [17]

Einordnung:
Material erscheint hier umgangssprachlicher, auch wenn Ausgangsstoff gut verstehbar zu sein scheint und die Definition Kontextnah ist.

Zu Gunsten Material wird Ausgangsstoff als Oberbegriff zurückgestellt. Als untergeordneter Sammelbegriff gibt es keine sinnvolle Verwendung.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Urstoff

Definition:
Grundstoff, Element [18]

Einordnung:
Zu allgemein. Kontextfern.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

[13] https://www.duden.de/node/60914/revision/569406

[14] https://www.duden.de/node/101785/revision/485327

[15] https://www.duden.de/node/174465/revision/575997

[16] https://www.duden.de/node/121267/revision/1272961

[17] https://www.duden.de/node/10695/revision/1396180

[18] https://www.duden.de/node/192568/revision/1425863

Element

Definition:
Einzelteil, aus dem mit anderen zusammen etwas konstruiert, aufgebaut wird, sich etwas zusammensetzt; Bauteil [19]

Einordnung:
9 aufgeführten Bedeutungen im Duden zeigen, dass Element ein sehr vielseitig verwendbarer und allgemeiner Begriff ist. Selbst im Kontext Assoziation schwierig.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Bauteil

Definition: 
Vorgefertigtes Teilstück für den Bau von Häusern, Maschinen u. Ä.; Bauelement [20]

Einordnung:
Spezifisch aber dennoch allgemein. Gut geeignet als Sammelbegriff, für sämtliche Bauteile.

Rangfolge:
Dem Oberbegriff Material untergeordnet. (Ebene 2)

Bauelement

Definition:
Vorgefertigtes Teilstück für den Bau von Häusern, Maschinen u. Ä.; Bauteil [21]

Einordnung:
Synonym zu Bauteil. Bauteil wird als ausreichend beschreibend angesehen. Mehrwert Bauelement, statt Wort Bauteil zu verwenden nicht erkennbar. Bauelement zu Gunsten Bauteil zurückgestellt.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

[19] https://www.duden.de/node/39460/revision/1294338

[20] https://www.duden.de/node/174465/revision/575997

[21] https://www.duden.de/node/18978/revision/1310268

Begriffe außerhalb des Synonymnetzwerks von Material

Hilfsstoff

Definition:
Stoff (2a), der einem Produkt bei der Herstellung zugesetzt wird, um dessen Eigenschaften zu verbessern [22]

Einordnung:
Konkretes Wort, das bei der Strukturierung, Zuordnung und Bildung von Gruppen zur Analyse hilft. Sie ordnen sich jedoch dem Begriff Material unter und dienen als Sammelbegriffe.

Sammelbegriff, für alle Stoffe bzw. Materialien den Produkten zugesetzt werden, um Eigenschaften zu verbessern

Rangfolge:
Dem Oberbegriff Material untergeordnet. (Ebene 2)

Betriebsstoff

Definition:
Stoff, der zum Betrieb einer Maschine, einer Anlage, eines Fahrzeugs oder dergleichen nötig ist [23]

Einordnung:
Konkretes Wort das bei der Strukturierung, Zuordnung und Bildung von Gruppen zur Analyse hilft. Sie ordnen sich jedoch dem Begriff Material unter und dienen als Sammelbegriffe.

Sammelbegriff, für alle Stoffe bzw. Materialien die z.B. für den Betrieb einer Maschine bei der Herstellung eines Produktes notwendig ist

Rangfolge:
Dem Oberbegriff Material untergeordnet. (Ebene 2)


Halbzeug

Definition:
halb fertiges Erzeugnis; Ware zwischen Rohstoff und Fertigfabrikat, die schon verschiedene Fertigungsstufen hinter sich hat, aber noch weitere durchlaufen muss [24]

Einordnung:
Wort das den Zustand eines Materials nochmals spezifiziert. Es ist kein Baum (Rohstoff) sondern ein Brett. Aus dem Brett ist jedoch noch kein Schrank (Produkt) entstanden. Das Brett ist das Halbzeug. Das Brett ist aber auch ein Material.

Das Halbzeug grenzt als Wort ab, ob es sich eben um einen Rohstoff oder um ein Material handelt, welches einen Fertigungsprozess durchlaufen hat. Daher vorerst aufnehmen.

Beispiel: Coil, Blech, Profilstahl, Brammen, Knüppel, Stangen, Rohre.

Aus dem Rohstoff heraus entstanden. Einfachste Form und Geometrie. 

Sammelbegriff, für Materialien die bereits Prozesse durchlaufen haben und weiter in Prozesse eingehen werden.

Rangfolge:
Dem Oberbegriff Material untergeordnet. (Ebene 2)

Halbfabrikat

Definition:
halb fertiges Erzeugnis; Ware zwischen Rohstoff und Fertigfabrikat, die schon verschiedene Fertigungsstufen hinter sich hat, aber noch weitere durchlaufen muss [25]

Einordnung:
Selbe Definition wie Halbzeug.

Wird synonym verwendet.

Zu Gunsten von Halbzeug zurückgestellt.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Unfertiges Erzeugnis

Definition:
Nicht im Duden gelistet

Einordnung:
Ähnlich Definition von Halbzeug und Halbfabrikat aber länger, Fachsprache und nicht unbedingt besser verständlich. Durch Halbzeug abgedeckt. Daher zurückgestellt.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Vorprodukt

Definition:
Produkt, das noch weiterverarbeitet oder montiert wird [26]

Einordnung:
Vorprodukte können in Form von Halbzeugen, Bauteilen, Baugruppen u.a. unter dem Oberbegriff Material in die Produktion und Kalkualtion eingehen.

Wort doch sehr allgemein. Extrasammelbegriff, der dem Oberbegriff Material untergeordnet ist, scheint nicht sinnvoll.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Rohmaterial

Definition: für eine [weitere] Be- oder Verarbeitung bestimmtes Material [27]

Einordnung: Per Definition ist erkennbar, dass der Begriff Material, welches in den Fertigungsprozess eingeht, hier ausreicht und keine Aufteilung in Rohmaterial sinnvoll erscheint.

Rangfolge: Nicht in System aufgenommen

Rohling

Definition:
[gegossenes oder geschmiedetes] Werkstück, das noch weiterbearbeitet
werden muss [28]

Einordnung:
Sehr spezifisch. Rangfolge: Aus Rohstoff wird Halbzeug, aus Halbzeug wird Rohling, Rohling = Werkstück, Rohling = Material für Käufer (Schmieden), Werkstück wird zum Bauteil, Bauteil = Material und geht in Baugruppe / Produkt ein.

Kann mit aufgenommen werden ist aber eher Fachsprache für Zerspanungsbetriebe, die Rohlinge kaufen und daraus Bauteile bzw. Produkte für die Weiterverarbeitung herstellen.

Ähnlich Definition Halbzeug nur speziell für Gießereien und Zerspanungsbetriebe. Für Halbzeug zurückstellen.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Werkstück

Definition: Gegenstand, der noch [weiter] handwerklich oder maschinell verarbeitet werden muss [29]

Einordnung: Begriff Werkstück ordnet sich auf Grund seiner Definition dem Bauteil unter. Es ist so lange ein Werkstück, wie es bearbeitet wird. Wenn die Bearbeitung abgeschlossen ist, dann ist es ein Bauteil / Produkt.

Die Grenzen sind fließend. Der Satz: Ein Werkstück ist ein Bauteil, das noch fertig bearbeitet werden muss, ist sicher genauso richtig, wie ein Werkstück ist ein Gegenstand, der noch bearbeitet werden muss und so zum Bauteil wird.

Da im Kontext der Kalkulation mit fertigen Materialien oder dann Bauteilen gesprochen wird macht eine Aufnahme, nur um einen Zustand zu beschreiben, welcher im Kontext nicht relevant ist, keinen Sinn.

Rangfolge: Nicht in System aufgenommen


Erzeugnis

Definition: etwas, was erzeugt wird, erzeugt worden ist; Produkt [30]

Einordnung: Aus Sicht des Kalkulators sind Erzeugnisse (Produkte) aus denen sein Produkt gefertigt wird, Materialien. Das Produkt ist das Ergebnis. Es kommt auf die Perspektive an. Erzeugnis ist sowohl als Oberbegriff als auch als dem Material untergeordneter Begriff ungeeignet.

Fachsprache schließt Menschen aus. Dann z.B. lieber Produkt verwenden.

Rangfolge: Nicht in System aufgenommen

Produkt

Definition: Etwas, was (aus bestimmten Stoffen hergestellt) das Ergebnis menschlicher Arbeit ist; Erzeugnis

Einordnung: Aus Sicht des Kalkulators sind die Produkte, aus denen sein Produkt gefertigt wird, Materialien. Das Produkt ist das Ergebnis. Es kommt auf die Perspektive an. Produkt ist sowohl als Oberbegriff als auch als dem Material untergeordneter Begriff ungeeignet.

Wie Erzeugnis. Jedoch besser, weil umgangssprachlicher.

Rangfolge: Nicht in System aufgenommen

Gut

Definition: 4.a fachsprachlich: Stoff, Material (besonders im Hinblick auf seine Bearbeitung, Verarbeitung oder dergleichen) [32]

Einordnung: Definition mit Materialbegriff abgedeckt. Fachsprache schließt
Menschen aus.

Rangfolge: Nicht in System aufgenommen

Verbrauchsgut

Definition: Konsumgut, das bei seiner Nutzung verbraucht wird (wie Lebensmittel, Kraftstoff) [33]

Einordnung: Definition ähnlich Betriebsstoff. Beispiel Lebensmittel passt nicht. Beispiel Kraftstoff -> Betriebsstoff für z.B. LKW oder Kühlschmierstoff für Maschine. Passt auch zu Hilfsstoffen. Verbraucht im Sinne von, in ein Produkt eingebracht, und deswegen nicht mehr vorhanden.

Die Allgemeinheit verbindet den Begriff Verbrauchsgut vermutlich nicht mit Konsumgut, weil speziell mit Konsumgütern Alltägliches in Verbindung gebracht wird, wie Lebensmittel. oder Duschbad, Lippenstift u.a.

Der Begriff Verbrauchsgut ist damit bei Hilfs-, und Betriebsstoffen abgedeckt.

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

Repetierfaktor

Definition:
Fachsprach BWL. Keinen Dudeneintrag.

Einordnung:
Fachsprache. Schließt Menschen aus. Unter Repetierfaktoren werden in der BWL Faktoren verstanden, die während der Produktion verbraucht oder transformiert werden. Genannt werden Rohstoffe, Hilfsstoffe und Betriebsstoffe. Sprich Werkstoffe oder Materialien. Zu Gunsten von Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoff nicht aufnehmen da besseres Verständnis nicht erhöht wird

Rangfolge:
Nicht in System aufgenommen

[22] https://www.duden.de/node/174465/revision/575997

[23] https://www.duden.de/node/174465/revision/575997

[24] https://www.duden.de/node/62469/revision/1438385

[25] https://www.duden.de/node/62343/revision/1438124

[26] https://www.duden.de/node/199795/revision/1398011

[27] https://www.duden.de/node/122736/revision/1295388

[28] https://www.duden.de/node/122734/revision/1295951

[29] https://www.duden.de/node/204385/revision/1369761

[30] https://www.duden.de/node/42578/revision/1255805

[31] https://www.duden.de/node/115072/revision/1406177

[32] https://www.duden.de/node/61379/revision/1233460

[33] https://www.duden.de/node/193699/revision/1373980


Begriffssystem Material

Werden die übriggebliebenen Wörter mit dem ihm zugeordneten Rang visuell dargestellt dann ergibt sich das Begriffssystem, welches in Abbildung 7 dargestellt ist.

Abbildung 7 Begriffssystem Material bestehend aus Rohstoff, Hilfsstoff, Betriebsstoff, Halbzeug und Bauteil, Quelle: Eigene Darstellung


Auf Grund meiner Erfahrung sehe ich es zudem als sinnvoll an den Begriff Baugruppe dem Begriffssystem hinzuzufügen. Baugruppen sind häufig. Das liegt an der Arbeitsteiligen Organisation und entsprechenden Spezialisierungen und Wirtschaftlicher Vorteile durch z.B. Skalen und Lerneffekte. Als Beispiel möchte ich Motoren, Schweißkonstruktionen und Getriebe anführen. Dazu ist anzunehmen, dass eine Baugruppe Kostenintensiver ist als ein Bauteil. Die Materialien dahingehend zu unterteilen und zu analysieren ist sinnvoll. Eine Baugruppe kann als in sich geschlossen und aus mehreren Baugruppen bzw. Bauteilen bestehend definiert werden.

Das Begriffssystem ergänzt um den Begriff Baugruppe ist in Abbildung 8 dargestellt.

Abbildung 8 Begriffssystem Material bestehend aus Rohstoff, Hilfsstoff, Betriebsstoff, Halbzeug, Bauteil und Baugruppe
Quelle: Eigene Darstellung

Aufbauend auf den letzten Kritikpunkten im Zwischenfazit zum Abschnitt Material im Kontext der deutschen Rechtschreibung, sind wir die Wörter aus dem Wortpool innerhalb und außerhalb des Synonymnetzwerk durchgegangen, haben die Definition ermittelt, das Wort eingeordnet, abgewogen ob ein Einzug in das Begriffssystem sinnvoll ist und es dann entweder verworfen oder ihm einen Rang zugeteilt.

Die in diesem Abschnitt eingangs definierter Kriterien des Minimalprinzips und der allgemeinen Verständlichkeit wurden erfolgreich angewendet. Es ist ein flaches und übersichtliches Begriffssystem entstanden. Material bleibt der Oberbegriff. Auf der zweiten Ebene können Materialien in sechs Kategorien eingeteilt werden.

Während die beiden Bewertungsmodelle aus dem ersten Kapitel die These, dass Material ein geeigneter Oberbegriff sei, widerlegt haben, bestätigt die Diskussion der Definitionen die These bedingt. Zwar stachen keine Argumente hervor, welche einen Hinweis darauf geben, dass andere Wörter als Material besser als Oberbegriff geeignet sind aber die Analyse wurde von mir allein durchgeführt, was subjektive Einflüsse nicht ausschließen lässt.

Auch für die These, dass unter Material im Kontext der Produktherstellung sich fast jeder etwas vorstellen kann, wird klar, dass eine Umfrage nötig ist. Dies werden wir z.B. in Bezug auf Calculated zu gegebener Zeit mit den Entwicklungspartnern diskutieren müssen.

Der vorliegende Abschnitt des Blogs zahlt dennoch auf das Zielkonto ein. Das erstellte Begriffssystem ist eine Antwort auf Ziel Nummer vier der insgesamt vier Ziele, die dieser Blogbeitrag erreichen soll.

Ziel 1 wurde bereits erreicht. Ziel zwei und drei, die Wiederlegung bzw. Bestätigung der Thesen sollten weiterhin offenbleiben. Gerade, weil das Ergebnis des Bewertungssystems dem Ergebnis der Diskussion der Definitionen widerspricht. Ziel Nummer vier ist zum Teil erfüllt. Ziel 4 hängt jedoch ab ob die Thesen bestätigt werden können. Wenn ja, dann kann auch Ziel vier als abgeschlossen gelten. Wenn nicht muss das Begriffssystem angepasst werden.

Material in der Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaft

Wir haben das Synonymnetz erstellt und den Wortpool über das Synonymnetz hinaus erweitert. Wir haben anhand objektiver Kriterien ein Bewertungssystem aufgebaut, die Wortbedeutung diskutiert und ein Begriffssystem aufgebaut.

Wir haben viel Energie investiert, analysiert, geschrieben und sind bereits bei Seite 21!

Eigentlich habe ich gedacht, dass das hier eine locker flockige Übung wird…

Falsch gedacht.

Gefühlt sind wir noch weit weg von der Bestätigung oder Widerlegung der beiden Thesen. Hier zu Erinnerung:

·       Unter Material im Kontext der Produktherstellung kann sich fast jeder etwas vorstellen, weswegen der Begriff so gut wie niemanden beim Nutzen einer Software oder lesen eines Buches ausgrenzt

·       Material ist als Oberbegriff gut geeignet, weil im Kontext der Produktherstellung damit alles (z.B. Rohstoffe, Halbzeuge, Verbrauchsstoffe u.a.) in Verbindung gebracht wird, dass für die Produktion benötigt wird.

Es ist mittlerweile klar, dass These 1 nur mit einer repräsentativen Umfrage bearbeitet werden kann. Kapitel 1 und 2 haben hier kaum Klarheit gebracht.

These 2 befindet sich in einem Schwebezustand. Kapitel 1 widerlegt These 2 aber das Bewertungssystem zeigt zu viele Schwächen, die geklärt werden müssen. Kapitel 2 bestätigt These 2 aber die Diskussion der Definitionen und die Entscheidung, welches Wort es in das Begriffssystem schafft und welches nicht wird nur von mir getroffen, wodurch der subjektive Einfluss das Ergebnis verfälschen kann.

In einem dritten Anlauf möchte ich einen Streifzug durch die Literatur machen, um herauszufinden, wie unterschiedliche Disziplinen das Wort Material sowie alle anderen Wörter aus unserem Wortpool nutzen.

Auf geht’s. Wir streifen durch meine private Bibliothek.

Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre von Domschke und Scholl

Domschke und Scholl erläutern in Die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, dass die Produktionsfaktoren im Gegensatz zur Volkswirtschaftslehre (Arbeit, Boden, Kapital) in der Betriebswirtschaftslehre, nach Gutenberg, in Menschliche Arbeitskraft, Betriebsmittel und Werkstoffe (Material) unterteilt werden. Wobei Werkstoff als erstes geschrieben wurde, kann Werkstoff und Material als gleich angesehen werden. Material respektive Werkstoff werden in Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe sowie Vorprodukte (Halbfabrikate) unterteilt.[34]

Bezüglich der Begriffshierarchie ist zu erwähnen, dass Domschke und Scholl Werkstoffe bzw. Material den elementaren Faktoren und die elementaren Faktoren den Produktionsfaktoren unterordnen. Da nicht alle elementaren Faktoren Material sind, kann hier kein Synonym gebildet werden. Da die elementaren Faktoren die Produktionsfaktoren untergeordnet sind, kann sowohl ersteres als auch zweiteres nicht als Synonym für Material verwendet werden. Die Einteilung der Produktionsfaktoren hat somit keinen Einfluss auf unsere Zielstellung und soll hier der Vollständigkeit halber angeführt werden und bewusst machen, dass je nach wissenschaftlicher Disziplin noch ein übergeordnetes Konzept vorhanden sein kann.

Nehmen wir als Beispiel das Konzept nach Gutenberg zur Einteilung von Produktionsfaktoren, dann können wir das von uns entwickelte Begriffssystem einfügen. Das Ergebnis siehst du in Abbildung 9. Domschke und Scholl haben bereits ein System auf Seite 2 beschrieben. Allerdings würde sie statt Material von Werkstoffen sprechen. Das von usn entwickelte System ist nur besser, wenn es die gleiche Information einfacher und allgemeinverständlicher transportiert.


[34] Domschke, Scholl, 2008, Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, 4 Auflage s. 2

Abbildung 9 Einteilung der Produktionsfaktoren nach Gutenberg in Anlehnung an Domschke und Scholl ergänzt um das von uns entwickelte Begriffssystem Materia, Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Domschke und Scholl (Grundlagen der BWL 4 Auflage, s. 2, 2008)

Wörter und deren Wortkombinationen zu zählen, gibt ein Eindruck über die Relevanz des Wortes. Die Anzahl von Wörtern einzelner Bücher zu zählen hat den Nachteil, dass wir nicht zu einem empirischen und tragfähigen Ergebnis kommen. Wir müssten sehr viele Bücher analysieren und selbst dann kommt es auf andere Faktoren, wie z.B. die Vorliebe des Autors für das jeweilige Wort an. Ich werde dennoch, um den genannten Eindruck zu vermitteln, die Anzahl des Wortes Material und seiner Kontrahenten zählen und jeweils die Top 3 aus der Analyse nennen.

Beide Autoren räumen im ersten Kapitel dem Begriff Gut einen überordnenden Rang ein. Im ersten Kapitel wird der Begriff Gut ca. 32-mal genannt, während Werkstoff 5-mal und Material einmal genannt wurde. Ein Gut befriedigt einen Bedarf. Nach Domschke und Scholl sind Werkstoffe und Materialien „Bei der Produktion verbrauchte oder in Produkte eingehende Güter…“[35]. Güter sind aber auch die Produkte selbst als auch Maschinen, Gebäude, Werkzeuge. Demnach handelt es sich hier um einen übergeordneten Begriff der nicht vollständig als Synonym für Material verwendet werden kann. Verbrauchsgüter werden von den Autoren mit Repetierfaktoren gleichgestellt, womit zwei Synonyme aufgeführt werden, bei denen jedoch die Fachsprache der BWL zu Ungunsten der Allgemeinverständlichkeit heraussticht.

Bei Domschke und Scholl habe ich, weil ich händisch zählen musste, nur die relevanten Kapitel (Gegenstand der BWL, Produktion, Materialwirtschaft und Logistik, Rechnungswesen und Steuern) gezählt. Demnach nimmt der Begriff Produkt inklusive seiner Wortkombinationen mit 225 Nennungen Platz 1 ein. Es folgt das Wort Gut und seine Kombinationen. Auf Platz drei mit 47 Nennungen finden wir das Wort Material wieder.

Das Ergebnis zeigt, dass die Autoren die Betriebswirtschaftslehre vor allem ergebnisorientiert und auf hoher Flugebene, daher der Titel Grundlagen der BWL, betrachten. Im Einführungskapitel dominiert der Begriff gut. Ansonsten dominiert in den betrachteten Kapiteln der Begriff Produkt. Es ist zu vermerken, dass die Autoren Werkstoff und Material als Synonym und somit gleichrangig betrachten.


[35] Domschke, Scholl, 2008, Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, 4 Auflage s. 2


Kostengünstig Entwickeln und Konstruieren von Ehrlenspiel, Kiewert, Lindemann und Mörtl

Ehrlenspiel et. al. vereint in seinem Buch die Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften, weil er sowohl auf Entwicklung und Konstruktion als auch Fertigungsverfahren und Kostenoptimierung eingeht. Er und seine Mitverfasser schreiben, dass unter Materialkosten „… insbesondere die Kosten für Kaufteile und für Halbzeuge (d. h. Rohmaterial im Maschinenbau) …“[36] zu verstehen sind. Er setzt den Fokus dann auf die Rohmaterialkosten, mit Verweis darauf, dass diese den Hauptteil an den Materialkosten im Maschinenbau ausmachen. Weiterhin ist die von ihm genutzte Definition, an das Kalkulationsschema nach dem VDMA-Kennzahlenkompass von 2002 angelehnt, welches er auf Seite 464 abbildet.

Im gesamten Werk von Ehrlenspiel nimmt das Wort Produkt mit 1.666 Nennungen Platz 1 ein. Auf Platz 2 schafft es das Material mit 504 Nennungen und seinen Wortkombinationen (Material, Materials, Materialeinzelkosten, Materialgemeinkosten, Materialkosten, Materialgemeinkostenzuschlag, Fertigungsmaterial, Materialsparen, Rohmaterialkosten, Materialkostenmethode, Materialgemeinkostenzuschlagssatz, materialkostengünstige, Serienmaterial u.a.). Platz drei erreicht das Wort Stoff mit 335 Nennungen und seinen Kombinationen (Werkstoff, Betriebsstoff, Werkstofftrennung u.a.).

Wir merken, dass das Buch den Fokus auf die Entwicklung und Konstruktion legt. Somit sticht der Begriff Produkt alle anderen im Rennen befindlichen Begriffe aus. Gegenüber Domschke und Scholl schneidet das Material aber deutlich besser ab, weil Ehrlenspiel den Fokus auf das kostengünstige Entwickeln und Konstruieren legt und somit das Thema Kalkualtion und Optimierung mit Inbegriffen ist. Der Begriff Stoff ist auch unter den Top 3 wobei der Anteil von Werkstoff mit 186 Nennungen etwas über 50% ausmacht.

Nehmen wir ein weiteres Buch aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften.


[36] Ehrlenspiel et al., 2020, Kostengünstig Entwickeln und Konstruieren, 8 Auflage, Springer-Verlag, s. 204


Kleine Enzyklopädie der Technik von Niese

Ein älteres Werk aus den Ingenieurswissenschaften sollte meiner Meinung nach nicht fehlen.

In der kleinen Enzyklopädie der Technik steht geschrieben: „Werkstoffe (früher Materialien) sind Stoffe, die von Industrie und Handwerk bei der Erzeugung von Produktionsmitteln und Gebrauchsgütern verarbeitet werden.“[38]

Interessant ist hier die in Klammern stehende Information, dass Werkstoffe „(früher [einmal] Materialien)“[39] genannt wurden.

Die Autoren bleiben, wie für eine Enzyklopädie zu erwarten, konsistent beim Begriff des Werkstoffs.

Beim Lesen des Werkes scheint der Begriff, im Bereich der Technik, als sinnvoll. Der Tausch gegen das Wort Material würde den Inhalt und das Verstehen des Buches, meiner Meinung nach, nicht negativ beeinflussen. Jeder kennt aus seiner Ausbildung oder dem Studium den Begriff der Werkstoffprüfung. Wobei dieser Begriff eins zu eins mit dem Begriff der Materialprüfung ersetzt werden könnte.

Die Gleichstellung des Begriffs von Werkstoff mit dem Begriff Material entspricht dem Schema, welches wir bei Domschke und Scholl gefunden haben.

Damit möchte ich den Streifzug durch die Literatur beenden, wobei es sicher an die hundert Bücher und mehr gibt, welche von uns analysiert werden könnten.


[38] Niese et al. 1957, kleine Enzyklopädie der Technik, 2. Auflage, Verlag Enzyklopädie Leipzig, s. 4

[39] Niese et al. 1957, kleine Enzyklopädie der Technik, 2. Auflage, Verlag Enzyklopädie Leipzig, s. 4


Zwischenfazit

Werkstoff wird bei Domschke und Scholl zuerst aber synonym zu Material genannt. Dann behält Material aber durch häufigere Nennungen in verschiedensten Wortkombinationen die Oberhand.

Bei Nickenig spricht die Verwendung des Materials und seiner Kombinationen als auch die Anzahl der Nennungen für das Material als Oberbegriff.

Ehrlenspiel et. al. zeichnet sich ebenfalls Material als Oberbegriff ab und sticht bei der Wortzählung deutlich hervor, wobei es einer Abwägung zum Produkt bedarf, da dies deutlich vorne ist.

Ein Blick in die Enzyklopädie von Niese zeigt, dass der Autor den Fokus auf den Begriff Werkstoff setzt, aber im gleichen Satz erläutert, dass früher, sprich vor Erscheinung der Enzyklopädie zu Werkstoffen Materialien gesagt wurde.

Die betrachtete Fachliteratur bestätigt die zweite These, dass Material ein geeigneter Oberbegriff ist. Werkstoff ist der eindeutige Konkurrent. Zur ersten These, dass Material allgemeinen verständlich ist, kann die Analyse der Fachliteratur im Grunde nichts beitragen, da sie Fachliteratur ist.

Gewiss ist, dass bei Verwendung des Begriffs Material im Cost Down Guide und Smart Cost Calculator sowohl Menschen aus den Wirtschafts- als auch Ingenieurwissenschaften das gleiche verstehen werden, weil die Verwendung des Begriffs in der Fachliteratur durchgängig ist und das Synonym Werkstoff nicht ins Gewichtfallen wird.

Abbildung 10 zeigt die Zusammenfassung der Wortzählung.


Abbildung 10 Zusammenfassung der Wortzählung
Quelle: Eigene Darstellung

Das Wort Produkt liegt auf Platz 1. Immensen Anteil an der Höhe des Ergebnisses hat Ehrlenspiel, wobei auch ohne Ehrlenspiel Produkt den ersten Platz erreicht hätte. Produkt im Kontext von Kalkulation hat einen fertigen und abgeschlossenen Charakter. Natürlich sind Materialien, die in einen Herstellungsprozess eingehen auch Produkte. Allerdings kommt es auf die Perspektive an. Aus Sicht des Lieferanten ist es ein Produkt. Aus Sicht des Käufers oder des Kalkulators ist es ein Material, aus dem das eigene Produkt hergestellt wird. Sowohl im Calculator als auch im Cost Down Guide befinden wir uns in der Perspektive des Kalkulators. Aus diesem Grund scheidet Produkt als Oberbegriff bzw. Synonym für Material aus.

Womit wir bei Platz 2 wären. Dem Material.

Die Wortzählung, in der Fachliteratur, gibt uns den Hinweis, dass das Wort mit 653 Nennungen gegenüber den anderen Wörtern aus dem Wortpool häufig vorkommt. Es besteht ein deutlicher Abstand zu den anderen Wörtern. Diese Tatsache und die Wortkombinationen in denen Material in der Literatur vorkommt spricht für Material als Oberbegriff. Schauen wir uns die Zahlen und das entwickelte Begriffssystem an, ist zu erkennen, dass alle Begriffe, die dem Material untergeordnet sind, zu mindestens zweistellig und Bauteil auch dreistellig abschneiden. Da es Wörter im unteren einstelligen Bereich gibt, zeichnet sich eine schwache aber durchaus erkennbare Absetzbewegung ab, die sich durch zusätzliche Analysen von Büchern vergrößern könnte. Es bilden sich die zwei im Begriffssystem dargestellten Ebenen ab.

Auf Platz 3 finden wir Stoff wieder.

Mit 336 Nennungen kommt Stoff auf Platz drei unseres Rankings. Zur Einordnung muss gesagt, werden, dass Stoff und seine Abwandlungen nur bei Ehrlenspiel vorkommen. Bei Ehrlenspiel kommt es vor allem nicht einzeln, sondern in Wörtern wie Rohstoff, Kunststoff, Werkstoff, Betriebsstoff, Verbrauchsstoff und anderen Kombinationen vor. Der größte Anteil an Nennungen ist auf Wörtern zurückzuführen, welche Stoff enthalten, spezifischer sind und sich im Wortpool befinden. Dies sind Wörter, die wir im bereits aufgebauten Begriffssystem der zweiten Ebene zugeordnet haben. In Rückblick auf die vorherigen Kapitel ist anzuführen, dass Stoff sehr allgemein ist, viele Bedeutungen besitzt und sehr wahrscheinlich kontextferner als Material wahrgenommen wird. Stoff scheidet als Oberbegriff aus während es als Sammelbegriff für Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoff dienen könnte, würden wir nicht anstreben das Begriffssystem so einfach wie möglich zu gestalten.

Dieses Kapitel half vor allem Ziel 3 zu erfüllen.

Die Analyse von Fachbüchern zeigte, dass Material durchaus als Oberbegriff gesehen werden kann, während das Synonym Werkstoff diesen Platz streitig machen will, es aus meiner Perspektive aber nicht schafft. Bei der Wortzählung sticht Material eindeutig hervor. Wieso Produkt und Stoff in dem Sinne ausscheidet haben wir bereits diskutiert.

In gewisser Hinsicht wurde Ziel 4, das Begriffssystem bestätigt. Die Wortzählung zeigt auf Grund der immensen Unterschiede in der Nennung, dass es zwei Ebenen gibt. Material mit den meisten Nennungen (dreistellig) in Ebene 1 als Oberbegriff. Auf Ebene 2 folgen Wörter die als Sammel- und Ordnungsbegriffe dienen und in der ausgewählten Literatur sich mit zweistelligen Nennungen gegenüber Wörtern abgrenzten die gar keine oder nur einstellige Nennungen vorweisen können.

Das Wort Baugruppe wurde von mir erst in Kapitel 2 mit ins Spiel gebracht. Bei Nickenig wurde Baugruppe 0-mal und bei Ehrlenspiel 190-mal gezählt.

Abbildung 11 zeigt den Zusammenhang noch einmal. Ebene 1 wurde sehr häufig gezählt und kommt auf einen hohen dreistelligen Wert. Ebene 2 kann einen niedrigen zweistelligen und dreistelligen Wert vorweisen, was uns zeigt, dass unser erarbeitetes Begriffssystem sich auf einen guten Weg befindet. Von Bestätigung möchte ich, der Vorsicht halber, an dieser Stelle noch nicht sprechen.

Abbildung 11 Begriffssystem Material bestehend aus Rohstoff, Hilfsstoff, Betriebsstoff, Halbzeug, Bauteil und Baugruppe
Quelle: Eigene Darstellung

Exkurs Material im Kontext des Rechnungswesens

Nach drei großen Kapiteln will ich für das Material im Kontext des Rechnungswesens nur einen kurzen Exkurs schreiben.

Im Rechnungswesen gibt es den Datev Kontenrahmen SKR 03 und 04.[40] Die Begriffe aus dem Rechnungswesen sind mir sehr lieb, weil sie in tausenden Unternehmen gelebte Praxis sind. Gerade die Kontenrahmen SKR03 und 04 sind so aufgebaut, dass sie auf sehr viele Unternehmen passen. Sie sind ein Standard, auf den wir mit gutem Gewissen zurückgreifen können, weil er so weit verbreitet ist.

Unter dem GuV-Posten, im SKR 04, Aufwendungen für Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe und für bezogene Waren gibt es unter Material- und Stoffverbrauch die Konten 5000 bis 5099 zur Buchung der Aufwendungen für Roh-, Hilfs und Betriebsstoffe und für bezogene Waren. Unter Materialaufwand gibt es das Konto 5100 für den Einkauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen und das Konto 5190 für Energiestoffe. Auf das Konto 5880 werden Bestandsveränderungen an Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffen/waren gebucht.

Als Bilanzposten für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, im SKR 04, gibt es unter Vorräte die Konten 1000 bis 1039 zur Buchung des Bestandes an Roh- Hilfs- und Betriebsstoffen.

Im SKR03 finden wir unter dem Bilanz-/ und GuV- Posten die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren wieder. Hier z.B. unter Materialaufwand mit dem Konto 3000 und folgende für Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe. An dieser Stelle höre ich auf, weil die Beispiele für unsere Betrachtung ausreichen sollen.

Wir merken uns, dass es hier bereits eine Rangordnung gibt, welcher sich ggü. anderen Formaten durchgesetzt haben muss. An der Stelle sollten wir uns die weite Verbreitung des Kontenrahmens in Erinnerung rufen. Material- und Stoffverbrauch wird unterteilt in Aufwendungen für Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe.

Während die genannten Positionen in den Kontenrahmen die These, dass Material der Oberbegriff ist, bestätigen, bringt die gleichrangige Nennung von Materialverbrauch zusammen mit Stoffverbrauch Stoff wieder ins Spiel. Der Untergliederung in Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe bestätigen Teile des bereits erarbeiteten Begriffssystems.


[40] https://www.datev.de/web/de/m/ueber-datev/datev-im-web/datev-von-a-z/skr-standard-kontenrahmen/, 23.01.2022, 10:25


Zusammenfassung

Auf der Suche analytisch und neutral herzuleiten inwieweit das Wort Material für den Leitfaden zur Kostensenkung (Cost Down Guide) und für die Kalkulationssoftware geeignet ist, haben wir unterschiedlichste Quellen bedient und diese in drei umfangreichen Kapiteln und einem Exkurs durchgearbeitet.

Ich habe mich gefragt, wie ich am besten zusammenfassend visualisieren kann, was diese 13 Abbildungen, 33 Seiten und 8.245 Wörter gebracht haben.

Abbildung 12 Beitrag der Kapitel zur Zielerreichung und Thesenwiederlegung
Quelle: Eigene Darstellung

Gehen wir kurz durch Abbildung 12.

These 1 kann nur durch eine repräsentative Umfrage widerlegt werden. Meine Ansätze waren nicht objektiv genug. Keines der Kapitel konnte einen hinreichend guten Beitrag zur Wiederlegung liefern.

These 2 zeigt eine deutliche Tendenz hin zur Bestätigung. Kapitel 1 widerlegt durch das erzeugte Bewertungssystem These 2. Allerdings ist das geschaffene Bewertungssystem kritisch zu betrachten. Es ist höchstens ein Ansatz aber nicht ausgereift. Kapitel 2, 3 und der Exkurs zeigen, dass Material das Potenzial zum Oberbegriff hat. Während meine Argumentationen und Versuche der rein logischen Herleitung sehr wahrscheinlich immer noch subjektiven Einflüssen unterliegen, wie ich es vermutlich einfach zu praktisch finde, dass Material eben der Oberbegriff ist, scheint die Wortzählung in der Literatur ein vielversprechender objektiver Ansatz zu sein. Es müsste nun mehr als nur drei Bücher analysiert und ausgezählt werden, um die These gänzlich zu bestätigen oder zu widerlegen.

Abbildung 12 zeigt, dass das Ziel die Synonyme von Material zu identifizieren erreicht wurde.

Das Ziel These 1 zu bestätigen, wurde nicht erreicht. Keines der Kapitel hat zur Zielerreichung beigetragen. Die Erkenntnis, dass eine repräsentative Umfrage notwendig ist, soll hier nochmals festgehalten werden.

Jedes der Kapitel trägt zur Zielerreichung von These 2 bei. Die Analyse der Fachliteratur und der Exkurs wiegen hier aus meiner Sicht stärker da weniger subjektiv.

Kapitel 2 hat zu 100% dazu beigetragen ein Begriffssystem zu entwerfen. Kapitel 3 bestätigt durch die Wortzählung die Anzahl der Ebenen und die ausgewählten Wörter. Der Exkurs in das Externe Rechnungswesen bestätigt ebenfalls Teile des erarbeiteten Begriffssystems. Allerdings bringt der Exkurs auch Stoff ins Spiel zurück, wobei die Wortzählung sowie die Argumentationen in Kapitel 2 und 3 Stoff als Oberbegriff widerlegen.

Die vorliegende Analyse und die wissenschaftliche Aufbereitung hat viel Zeit in Anspruch genommen. Mehr als ich ursprünglich eingeplant hatte.

Eine repräsentative Umfrage werde ich aus Zeitgründen nicht starten. Vielleicht willst du aber? Ich bin offen und du kannst jederzeit auf mich zukommen. Ich, für meinen Teil, werde das erarbeitete Begriffssystem, hier nochmals in Abbildung 13 zu sehen, mit in die Gespräche nehmen. Zu den Entwicklungspartnern, zu Fachkollegen und zu den Studenten.  


Abbildung 13 Begriffssystem Material bestehend aus Rohstoff, Hilfsstoff, Betriebsstoff, Halbzeug, Bauteil und Baugruppe
Quelle: Eigene Darstellung

Du siehst, wie ich mich durchgekämpft habe. Wenn du mich fragst, spreche ich mich eindeutig für Material aus. Aber ich bin mir auch bewusst, dass ich in meiner Blase gefangen bin. Aus dieser versuche ich mit analytischer Herleitung und der Suche nach objektiven Methoden auszubrechen. Ob erfolgreich oder nicht habe ich hier im Artikel selbst eingeschätzt, inwieweit ich es aus deiner Sicht geschafft habe, würde mich sehr interessieren.

Folgendes möchte ich zum Abschluss durch zwei Memes in Abbildung 14 deutlich machen. Dies soll das eigentliche Dilemma, das es bei Buchprojekten, der Softwareentwicklung und sämtlichen anderen Dingen, bei denen es um das Verstehen geht, veranschaulichen.

Nochmal zurück zu meinem Ausgangspunkt. Ich finde Material ist ein guter Begriff, den jeder versteht. Das Synonymnetz zeigt, dass Materie ein Synonym 1.-Grades ist und somit gleiche oder ähnliche Bedeutung im Kontext haben müsste, wodurch es austauschbar wäre.

Du willst die Kosten eines Produkts kalkulieren. Dafür brauchst du Material oder Materie…auf welchen Button würdest du klicken? An was denkst du, bei den beiden Wörtern im Kontext der Produktkostenkalkulation? Meine Einschätzung kannst du Abbildung 14 entnehmen. 😉 🖖

Abbildung 14 Wort, Synonym, Bedeutung, Erfahrung, Kontext, Assoziation, Quelle: Eigene Darstellung, Chuck Norris Daumen hoch von www.memegenerator.net, Enterprise und Warp Kern von www.memory-alpha.fandom.com

BG
Sebastian Möller

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